INTERVIEW mit DerDUDE goes Ska
Das Interview gaben wir für das oben genannte Webportal, das einen umfangreichen und qualitativ hochwertigen Einblick in Ska gibt. Geschichte, Bands... Schaut euch die Seite an! Es lohnt sich!
Die Fragen stellte Miansha/DerDUDE.
Wie würdet
ihr eure Musikrichtung als Ska-Band näher charakterisieren?
Es gibt Ska und von Ska beeinflusste Musik. Eine ganz reine Skaband sind wir
definitiv nicht, gehören also eher zur zweiten Kategorie. Zu Beginn eines
neuen Songs stehen oft ein relaxter Skabeat und ein gemopster Basslauf im Raum,
die dann durch die Struktur eines Country- oder Folksongs gemogelt werden. Meist
kommt dabei was raus, was nicht so einfach einzuordnen ist.
Welchen Song
würdet ihr empfehlen sich anzuhören, um eure Musik am besten kennen
zu lernen?
"In my Room" - für lau im Netz, wie auch der Rest des aktuellen
Albums.
Welche Ska-Band
/ Ska-Persönlichkeit hat euch am meisten beeinflusst?
Hey. Habt ihr 10 Seiten Platz? Skatalites, Lee Scratch Perry the Upsetter, Sir
Coxsone, Bob Marley, Toots & the Maytals, Peter Tosh, Madness, The Specials,
The Slackers, Hepcat
Wobei wir uns da auch nicht immer einig sind.
Welches ist
euer Lieblingssong/ -CD?
Super Frage! Was weiß denn ich??? Ähm
GUNS OF BRIXTON
und
20 andere.
Welche Musikrichtung,
neben dem SKA, hat euch am meisten geprägt?
Unsere Songs oder unsere Persönlichkeiten? Die Songs auf alle Fälle
Punk, Country & Dub. Unsere Persönlichkeiten: Punk, Reggae, Rock'n'roll,
Industrial, Heavy Metal, traditionelle afrikanische Musik, Klassik
Welche Botschaft
möchtet ihr mit eurer Musik vermitteln?
In den Texten geht es um Frieden und Respekt, wobei es mir persönlich natürlich
um den Respekt geht, der mir entgegengebracht wird oder werden sollte. Das jetzt
bitte nicht so egoistisch verstehen; so einzigartig und wichtig bin ich nun
auch nicht. Aber ich gehe mal davon aus, dass es noch andere gibt, die sich
mit ähnlichen Problemen rumschlagen. Mich stört die Arroganz der Politiker,
das mangelnde ethisch moralische Bewusstsein der meisten unserer Zeitgenossen
und dass versucht wird, alles an seinem finanziellen Wert zu messen.
Hat SKA für
euch auch eine politische Bedeutung? Wenn ja, welche?
Ska als Musikrichtung? Nein. Das kam erst später mit Reggae und so. Allerhöchstens,
dass man am Ska sehen kann, wie ein aus dem Commonwealth ausgeschiedenes Land,
das kulturell und wirtschaftlich stark von den USA beeinflusst wurde, seine
eigene musikalische Identität findet, ohne sich von seinen afrikanischen
und karibischen Wurzeln loszusagen. Das ist aber eher Geschichte als aktuelle
politische Bedeutung. Ska war und ist Tanzmusik. Musik kann an sich gar nicht
politisch sein. Die Texte aber schon, hier orientiere ich mich aber eher an
Punk, Country und Folk als an Ska.
Was waren eure
besten und schlimmsten Konzertorte?
Gut. Super war als wir in Augsburg auf dem "X-Large" gespielt haben:
Donnerstag, 11 Uhr nachts, lauer Sommerabend in der Altstadt und Leute ohne
Ende
So richtig Kacke war's eigentlich auch in Augsburg, aber auf ´nem Punkfest
im JuZe in der Kanalstraße. Es waren zwar viele Leute da, aber die haben
fast alle fluchtartig den Raum verlassen, als wir begonnen hatten zu spielen.
Nach dem Konzi kam dann raus, dass ein Kumpel von einem aufgebrachten Anwohner
mit dem Messer angeritzt wurde.
Wie würdet
ihr euer Publikum charakterisieren?
Wir können da eigentlich nicht so viel für. Das hängt mehr von
der Location ab. Wenn wir bei uns zu Hause spielen, kommen Skaterkiddies, Althippies,
gegenkulturelle Jugendliche aus gehobenen Sozialmilieus und ein paar Punks.
Uns ist das eigentlich egal, wir haben auch schon in Blueskneipen vor lauter
Mittvierzigern gespielt. So lange alle relaxt feiern können und ein paar
hübsche Mädels da sind, passt das schon.
Was spielt ihr
als Zugabe (welchen Song)?
Der letzte Song ist fast immer "The Party is over": 1A Ska-Nummer
zum Tanzen & Mitsingen. Außer es spielt noch ´ne Band nach uns,
dann gibt's oft "Should I Stay or should I go", um die Nachfrage zu
checken.
Gibt es ein
verrücktes Erlebnis auf einer Tour, welches erzählenswert ist?
Erzählenswert schon, aber nicht in der Öffentlichkeit.
Mit welcher
Band würdet ihr am liebsten zusammen auftreten?
Die spielen uns ja alle voll unter'n Tisch! The Aggrolites, The Movement, The
Slackers oder Rancid. Aber eigentlich guck ich mir die lieber so an, da kann
ich dann schon mittags was trinken.
Was uns schon
immer beschäftigt, ist die Frage, wie ihr mit Nazi-Skins auf Konzerten
umgeht?
Das ist doch wie mit Kindern in der Trotzphase. Die wollen, dass man sich mit
ihnen anlegt, dann kommen sie mit 30 Leuten und hauen allen auf's Maul. Das
geht dann so lange hin und her bis alle müde sind oder der Wirt die Polizei
ruft. Ziemlich langweilig eigentlich. Wir haben Songs im Programm die da Stellung
beziehen. Dann noch ´ne klare Ansage und dann ist da von uns aus alles
geklärt. Wie gesagt, is' wie mit unausgeschlafenen Kindern: Links liegen
lassen, dann wird's denen langweilig und sie gehen ins Bett. Wir haben das Problem
aber auch nicht regelmäßig.
Es wird häufig
von 1-3 Ska-Welle gesprochen. Inwieweit könnt ihr euch damit identifizieren?
Was kommt nach der 3. Ska-Welle? Wie seht ihr die Zukunft des SKA?
Ska Wellen? Aha. Hab' ich noch nicht gehört. Bei den DJs könnte ich
mir vorstellen, dass die Kunst des Auflegens wieder mehr eine Rolle spielen
könnte. Das reine Abspielen von Songs ist ein bisschen langweilig. Gerade
wenn man die Songs schon 15 Jahre kennt. Vielleicht trauen die sich bald wieder
mehr.
Bei den Bands weiß ich's nicht so recht, könnte mir aber vorstellen,
dass die Songs wieder monotoner und minimalistischer werden. Die Musik wird
glaube ich nicht so rockig bleiben, wie sie heute teilweise ist, sondern mehr
in die Soul- und Rocksteadyrichtung gehen.
Wie kommt es,
eurer Meinung nach, dass sich die meisten jungen Bands entweder in Richtung
traditional Ska oder Ska-Punk entwickeln?
Weißt du denn noch viel mehr Alternativen? Die elektronischen Sachen werden
vom Publikum nicht so angenommen bzw. richten sich auch an ein anderes Klientel.
Und die Sache mit dem Soul hat sich noch nicht so weit herumgesprochen, als
dass er als Referenz herhalten könnte. Ich vermute aber, dass die Retrogeschichte
à la White Stripes auch bei den Skabands ihre klanglichen Spuren hinterlassen
wird. Wie gesagt: Alles etwas minimalistischer. So der Groove und die Bassläufe
der Upsetters mit einem guten Einschlag Motown oder Johnny Cash..
Warum hat es
der Ska so schwer, sich zu etablieren? Ist Ska zum ewigen Schlummerdasein verdammt?
Was heißt denn Schlummerdasein? Da kommen doch fett Leute auf's Konzert!
Mit den Produktionen? Keine Ahnung. Man kann Ska schon gescheit durch den Weichspüler
schicken und das dann radiokompatibel verpacken. Das lässt sich dann bestimmt
als nächster Sommerhit verkaufen und jeder hört sich das 2 Wochen
lang an.
Mach doch einfach ein Skacover mit elektronischem Schlagzeug von "Sgt.
Peppers Lonely Heart Club Band" und lass ´ne 1a Schnitte singen.
Mit ein bisschen Glück findest du ja ein Major, das seine Maschine anwirft.
Nur: Macht's das dann besser oder leichter für Ska?
Darüber hinaus ist Ska auch schon ganz schön alt. Versuch mal eine
straighte Rock'n'roll-Nummer massenwirksam zu verkaufen. Das geht auch nicht
so leicht. Ich find es gut so, wie es ist. Lieber mit 200 guten Leuten feiern
als mit 1000 Knalltüten.
Welche Band
/ Ska-CD würdet ihr den Surfern/Ska-People besonders ans Herz legen wollen?
(Mal abgesehen von euren eigenen ;-)
Von den aktuellen sicher das Album der Aggrolites: "Dirty Reggae"
und "Redlight" von den Slackers. Alte Sachen? Lee Perry mit Bob Marley,
The Upsetters und The Specials. So für den Überblick den "100%
Dynamite" - Sampler und die ersten zwei "Give ´em the Boot".
Wen würdet
ihr als den "Godfather of Ska" bezeichnen?
Skatalites! Also: Tommy McCook & Don Drummond. Dazu die Produzenten Sir
Coxsone & Lee Perry.
Welche SKA-Page
würdet ihr den Surfern im Netz besonders empfehlen? Welche Favoriten habt
ihr?
Kein Plan. Aber lest "Bass Culture" von Lloyd Bradley und seht euch
"Portraits of Jamaican Music" an.
Was steht an
nächsten Projekten/ Konzerten an? Wird es eine neue CD geben?Wann kommt
sie raus und was wird auf uns zukommen?
Die meisten Konzerte organisieren wir selber bei uns in der Gegend zusammen
mit anderen heimischen Bands, um eben auch dem Begriff "Schlummerdasein"
die Berechtigung zu entziehen. Im Sommer gibt's dann auch wieder ein Openair
in Rammingen mit zwei/drei Bands. Des Weiteren haben wir genug neue Songs, aber
noch keine Kohle für die nächste Produktion und spielen deshalb gerne
& überall bei geringen Gewinnmitnahmen.
Support your local Ska-Dealer!
Wir danken euch für dieses umfangreiche und informative Interview!